Denkmalforschung, städtebauliches Erbe und Welterbe (Bau)


Städtebauliches Erbe

Städtebauliche Denkmalpflege

Im Fokus der Untersuchungen stehen das historische Dorf, die historische Stadt und die historische Kulturlandschaft. Die Städtebauliche Denkmalpflege untersucht die Bedeutung und den Wert von Denkmälern mit dem Ziel, diese in eine nachhaltige Stadt- und Raumentwicklung einzubinden. Partner des Landesamts sind vor allem die Kommunen und die staatlichen Planungsträger.

Kommunales Denkmalkonzept (KDK)

Das Kommunale Denkmalkonzept (KDK) richtet sich an Kommunen, die ihren Denkmalbestand proaktiv gestalten wollen. Es ist ein eigenständiges Planungsinstrument für städtebauliche und bauliche Herausforderungen im Denkmalbereich und ergänzt die bestehenden Angebote der Ortsentwicklung der Städtebauförderung und der Ämter für Ländliche Entwicklung. Grundlage eines jeden KDK sind Partizipations-, und Kommunikationsformate, die auch emotionale Themen der Denkmalpflege in fachliche Diskussionen umsetzen.

Ziel ist es, gemeinsam mit den Kommunen und ihren Bürgerinnen und Bürgern, denkmalgerechte Lösungen zu erarbeiten, die sich gestalterisch, ökonomisch und ökologisch gewinnbringend auf die Gemeinde und das Ortsbild auswirken. Das Konzept wird aus der jeweiligen Kommune heraus zusammen mit Planungsbüros entwickelt und ist auf die jeweiligen konkreten Bedürfnisse des Ortes zugeschnitten. Dabei werden die Mittel zum Erreichen der Ziele der Ortsentwicklung immer wieder gemeinsam angepasst und vereinbart.

Untersuchung für Städte/Stadtquartiere 

Die vertiefte städtebaulich-denkmalpflegerische Untersuchung ist ein Analyse- und Vermittlungsinstrument, das als Fachbeitrag zur Stadtentwicklungsplanung eingesetzt wird. Sie besteht aus einem Textteil, einem Kartenteil und einer Fotodokumentation und dient zur Unterstützung bei Stadtsanierungen, zur Vorbereitung städtebaulicher Wettbewerbe oder als Entscheidungsgrundlage bei allen Maßnahmen in historisch geprägten Stadtteilen. Dargestellt werden können der gesamte historische Stadtkern oder einzelne historisch geprägte Quartiere. Neben Denkmälern werden auch stadtbildprägende und deshalb erhaltenswerte und strukturprägende Gebäude sowie Straßenräume, Platzräume, Grün- und Freiräume, aber auch historisch bedeutsame Wasserflächen und Wasserläufe und auf Wunsch wichtige Blickbeziehungen kartiert.

Denkmalpflegerischer Erhebungsbogen (DEB)

Der Denkmalpflegerische Erhebungsbogen (DEB) ist ein Analyse- und Vermittlungsinstrument, das in der Dorferneuerungsplanung eingesetzt wird. Neben den eingetragenen Baudenkmälern stellt der DEB auch die ortsbildprägenden und deshalb erhaltenswerten Gebäude sowie die historisch geprägten Strukturen eines Dorfs in Text, Bild und Karte dar. Damit bildet er eine verlässliche Basis, um die heutige mit der historischen Ortsentwicklung in Einklang zu bringen. Zugleich ist er ein Baustein für die vertiefte Wahrnehmung der lokalen Identität.

Kulturlandschaftserfassung

Die Kulturlandschaftserfassung beschäftigt sich mit der aktuellen Kulturlandschaft als Ergebnis der Wechselwirkung zwischen naturräumlichen Gegebenheiten und menschlicher Einflussnahme im Verlauf der Geschichte.

Die historische Kulturlandschaft als Teil der aktuellen Kulturlandschaft ist sehr stark von historischen Elementen und Strukturen geprägt. Die Kulturlandschaftserfassung hat die Aufgabe, die historische Kulturlandschaft zu erfassen, zu dokumentieren und zu bewerten; dies geschieht FIS- und datenbankgestützt.

Die Kulturlandschaftserfassung ist ein Hilfsmittel für alle Ebenen der räumlichen Planung – von der Umweltverträglichkeitsprüfung und der Flurneuordnung über die Flächennutzungsplanung bis zur Regionalplanung, um die geschichtliche Prägung der Landschaft in zukünftige Entwicklungen einfließen zu lassen.


Denkmalforschung

© Foto Jürgen Schraudner

Großinventar

Die Publikationsreihe „Die Kunstdenkmäler von Bayern“ (sog. Großinventar) besteht seit mehr als 100 Jahren. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege hat Bände zur Stadt Landsberg am Lech, zu den Domen von Augsburg und Regensburg sowie zum jüdischen Friedhof in Georgensgmünd erarbeitet; im Aufbau ist gerade die denkmalpflegerische Gesamtdarstellung Bambergs. Die tiefgreifende Analyse und Dokumentation der UNESCO-Welterbestadt umfasst bereits acht Bände; fünf weitere sind in Arbeit. Zwischenergebnisse dieser, für die denkmalpflegerische Praxis wichtigen Forschung werden der Stadt Bamberg laufend zur Verfügung gestellt.

Erfassung der jüdischen Grabmäler in Bayern

Jüdische Friedhöfe sind bedeutende Zeugnisse unserer Geschichte und belegen die Jahrhunderte zurückreichende Existenz zahlreicher jüdischer Gemeinden in Deutschland. Allein in Bayern haben sich 124 historische, in die Denkmalliste eingetragene jüdische Friedhöfe mit ca. 80.000 Grabsteinen erhalten. Angesichts der fortschreitenden Verwitterung der Grabmäler, die mit einem Verlust der Grabinschriften einhergeht, strebt das Projekt „Erfassung jüdischer Grabmäler in Bayern“ die Dokumentation und Datenbankerfassung der Grabsteine an, die der weiteren Forschung dienen wird (siehe: Erfassung jüdischer Grabmäler in Bayern)

Ein gesondertes Teilprojekt widmet sich der Erforschung der Schändungen jüdischer Friedhöfe (siehe: Net Olam – Schändungen jüdischer Friedhöfe in Bayern)


Welterbe Bau

Die Mitarbeitenden betreuen fachlich das Auswahlverfahren zur Fortschreibung der Vorschlagsliste für das bauliche UNESCO-Weltkulturerbe, koordinieren die Bewerbungen möglicher zukünftiger Welterbestätten in Bayern, beraten bestehende Welterbestätten in Fragen des Welterbe-Managements sowie des Monitorings und wirken an der Vernetzung bestehender Welterbestätten mit. Zudem vertreten sie fachliche Aspekte der bayerischen Welterbestätten in nationalen und internationalen Gremien.

Im Sachgebiet Welterbe werden auch die Projekte für das Europäische Kulturerbe-Siegel (EKS) betreut. Derzeit betrifft dies vor allem das Projekt „Cisterscapes  –  Cistercian landscapes connecting Europe“, das als transnationaler Antrag mit 17 Einzelstätten im Oktober 2022 als deutscher Beitrag für die nächste Runde der Siegelvergabe 2024 nominiert wurde.