Ausschnitte des Zweiten Amor und Psyche Zyklus in der Dessauer Villa, 1835, Wilhelm von Kaulbach
© Julius Liebrecht

Die Provenienzprüfung von sechs Wandmalereien des Künstlers Wilhelm Kaulbach aus der ehemaligen Villa Dessauer in München

In diesem vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderten Kurzprojekt soll die Provenienz von sechs Wandmalereien des Künstlers Wilhelm Kaulbach untersucht werden. Bei den Objekten handelt es sich um Szenen aus dem Amor und Psyche-Mythos nach Apuleius, die sich in der Münchner Villa des jüdischen und zum katholischen Glauben konvertierten Rechtsanwalts Georg von Dessauer (1795-1870) befanden. Heute sind die Malereien, die irgendwann von den Wänden der Villa fachgerecht abgetragen wurden, im Besitz des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege. Dort wurden sie 1977 als einvernehmlicher Eigentumsübergang vom Allgemeinen Deutschen Automobil Club erfasst. Der ADAC war 1947 im Besitz der Villa Dessauer und bekam drei der sechs Malereien durch den Münchner Central Collecting Point (CCP) ausgehändigt. Woher der Automobil Club jedoch die weiteren drei Fresken bekam, ist völlig unklar. Fest steht, dass die Alliierten drei Fresken in den Auslagerungsdepots der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen fanden und dass das Gesamtkonvolut – anzunehmen ist eine kriegsbedingte Sicherungsmaßnahme – von den Wänden der Villa abgetragen wurde. Das Projekt verspricht die Geschichte und die Besitzwechsel der Villa Dessauer sowie sechs ihrer Wandmalereien zu klären und die Objekte auf einen NS-verfolgungsbedingten Entzug zu prüfen.

Künstler und Werke

Wilhelm Kaulbach (1805-1874, ab 1866 Ritter von Kaulbach) zählt zu den bedeutendsten Münchner Künstlern des 19. Jahrhunderts. Bekannt wurde er vor allem durch große Wand- und Deckengemälde, von denen allerdings ein Großteil, vor allem in München, im Zweiten Weltkrieg verloren ging. Davor wurden jedoch einige Wandgemälde wegen ihrer herausragenden Bedeutung abgenommen und gesichert. Dazu zählen Fresken im ehem. Tanzsaal des Herzog-Max-Palais (entstanden 1831) sowie vermutlich auch im ehemaligen Musiksalon der Villa Dessauer (1834). In beiden Fällen handelt es sich um Szenen aus dem Amor und Psyche-Mythos nach Apuleius. Der Zyklus aus dem Herzog-Max-Palais befindet sich seit Langem im Besitz der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen und wurde kunsthistorisch untersucht. Der zweite Zyklus in der ehemaligen Villa Dessauer befindet sich im Besitz des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege und ist derzeit noch weitestgehend unerforscht. Während Kaulbach im Herzog-Max-Palais durch die Vorgaben des Architekten Leo von Klenze künstlerisch eingeschränkt war, konnte er in der Villa Dessauer freier agieren, weswegen diese Arbeiten als bedeutender für das Oeuvre des Künstlers angesehen werden.

Geplant wird, die beiden Zyklen in den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen zusammenzuführen. Hierfür werden die Bilder in den Restaurierungswerkstätten des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege technologisch untersucht und konserviert.
 

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